Strange World: Filmkritik zum Disney-Animationsfilm (2024)

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Von: Adam Arndt

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Strange World: Filmkritik zum Disney-Animationsfilm (1)

2023 wird das Studio Walt Disney 100 Jahre alt und wie immer im November präsentiert Walt Disney Animation Studios einen Film zum Jahresausklang. Diesmal nimmt Strange World uns mit in neue, aber doch vertraue Pulp-Welten. Kann das Ganze mit dem Publiku*msliebling Encanto aus dem letzten Jahr mithalten?

Spoilerwarnung - diese Meldung kann Hinweise auf die Fortführung der Handlung enthalten!

Am 16. Oktober 1923 wurden die Walt Disney Studios eröffnet, letztes Jahr wurde mit „Encanto“ der 60. abendfüllende Film davon präsentiert und zum 100. Jubiläum gibt es nun eine passende Zeitreise, die sich Inspiration in vergangenen Zeiten holt - besonders in den einst sehr beliebten Pulp-Magazinen -, aber dies mit modernen Mitteln umsetzt: „Strange World“.

Darum geht es in Disneys Strange World

Jake Gyllenhaal („Spider-Man: Far From Home“) spricht im englischen Original die Hauptfigur Searcher Clade, der der Sohn eines bekannten Entdeckers ist. Einst war Searcher mit seinem Vater Jaeger (Dennis Quaid, Goliath) auf Entdeckerreisen gegangen. Doch schon in jungen Jahren clashten Vater und Sohn wegen der Frage, wohin es in Zukunft gehen soll. Jaeger gibt sich selbst mit guten Entdeckungen kaum zufrieden und träumt vom ganz großen Ding. So trennen sich ihre Wege eines Tages, als Searcher eine glühende Pflanze entdeckt, deren Früchte ihrem Zuhause viele neue Möglichkeiten anbieten.

25 Jahre später hat sich Avalonia zu einer technologiebasierten Wohlstandskultur entwickelt und es gibt Strom, Häuser, Maschinen und viel mehr, in einem Mix aus Steampunk und Lowtech. Searcher ist nun Farmer und wird, wie sein Vater, als Held verehrt, der Großes für die Gemeinde geleistet hat.

Strange World: Filmkritik zum Disney-Animationsfilm (2)

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Jaeger bleibt verschwunden, bis Callisto Ma (Lucy Liu, Elementary), die Präsidentin von Avalonia, eine Expedition anregt, bei der es um nicht weniger als die Zukunft des Zuhauses aller geht. Denn offenbar ist die Energiequelle beschädigt oder krank. Doch was genau das bedeutet, erfahren wir erst bei der Reise, bei der unverhofft nicht nur Meridian Clade (Gabrielle Union, L.A.'s Finest), also Searchers Frau und eine fähige Pilotin, der gemeinsame Sohn Ethan (Jaboukie Young-White, „The Daily Show“) sowie der dreibeinige Zottelhund dabei sind. Die Clades erfahren die wahren Ursprünge der Wunderpflanze, was diese mit anderen Lebewesen tut und warum sie nicht mehr so verlässlich Energie liefert wie einst... Auch ein merkwürdiger, aber hilfreicher Blob spielt bei der Erkundungstour eine tragende Rolle.

Im Kern geht es im Film um gleich drei Generationen von Entdeckern oder, besser gesagt, um die Fragen, ob Leidenschaft für das große Abenteuer in der Familie liegt, inwiefern man das erzwingen kann und sollte und um die Veränderungen, die sich im Laufe einer Generation präsentieren können. Denn das, was einst als heldenhaft oder vorbildlich galt, kann eine oder zwei Generationen später vielleicht aus der Zeit gefallen erscheinen.

Regisseur Don Hall („Baymax - Riesiges Robowabohu“) liefert den 102 Minuten langen Film zusammen mit Qui Nguyen („Raya und der letzte Drache“) ab. Roy Conlin („Rapunzel - Neu verföhnt“) produziert. Das Budget soll etwa 135 Millionen Dollar betragen.

Bunte neue Welt

„Strange World“ ist prinzipiell ein Film, wie es ihn alle paar Jahre immer wieder gibt: ein Abenteuer über eine bunte Crew, diesmal eben eine Familie und einige Gefährten, die ins Ungewisse reisen und fremde Welten entdecken: „Die phantastische Reise“, „Star Trek Beyond“ und Star Trek: Strange New Worlds, „Journey 2 the Mysterious Island“, „Die Reise ins Ich“ (übrigens ebenfalls mit Quaid), Rick and Morty und „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ sind nur einige Beispiele von Filmen, die ich hier meine. Aber es kommt noch eine Prise „Drachenzähmen leicht gemacht“, „Epic - Verborgenes Königreich“, „Atlantis - Das Geheimnis der verlorenen Stadt“ und „Der Schatzplanet“ dazu, wenn man den Fokus noch mehr auf Animation richtet.

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Das sind nur relative modernen Vorbilder, die alle von einer ähnlichen Machart sind, aber teilweise auch schon etliche Jahre auf den Buckeln haben, so dass sie zumindest handwerklich wahrscheinlich meistens etwas schwächer als der neue Disney-Streifen daherkommen, der technisch und audiovisuell brillant ist und auf der großen Leinwand und im Kino eine Augen- und Ohrenfreude darstellt. Ob das auch auf kleineren Bildschirmen so wirkt, wage ich persönlich etwas zu bezweifeln. Es ist ein Film, dessen kleine Details Aufmerksamkeit verdienen, etwa Nebengags zum Hund, der immer wieder irgendwo ranpinkelt, wenn sich die Gelegenheit ergibt, oder die typischen Disney-Sidekicks - egal, ob das nun Mensch oder Blob ist, die wunderbaren Sprecher und alles, was dazugehört.

Walt Disney Animation in der 3D-CGI-Animationsära versteht es natürlich blendend, modernes, kreatives und charmantes worldbuilding zu betreiben und so eine Abenteuerwelt zu erschaffen, dabei ihre menschlichen und animalischen Bewohner dennoch lebendig und reichhaltig zu machen und obendrein eine spannende, witzige Geschichte, mit guten (!) Dialogen vorzulegen. Besonders Letztere sind mir diesmal beim Schauen positiv aufgefallen.

Vater, du warst nie für mich da!

Es gibt zwar manchmal Szenen, in denen sich Opa Jaeger oder Vater Searcher jeweils wie der letzte Trottel gegenüber den jeweiligen Söhnen verhalten, aber gerade das ist ein spannender Aspekt der Geschichte, die sonst meistens zusammengewürfelte Teams oder „Fish-out-of-Water“-Aspekte präsentiert. Denn das erkennt sicherlich fast jeder in den Beziehungen zu eigenen Verwandten, ob Eltern oder Großeltern, Onkel und Tanten wieder.

Andere spannende und handwerklich überragend erzählte Aspekte in der Story wären vor allem die Disney-Familiendynamik und die dazugehörigen modernen Sensibilitäten. So etwa die Enkelgeneration, die sich viel mehr für das Wohl der Welt verantwortlich fühlt (Stichwort Nachhaltigkeit) oder diese nicht in Schwarz und Weiß einteilen möchte, wie es einst üblich war. Oder die letztlich auch andere sexuelle Präferenzen mitbringt. Verpackt wird das teilweise geschickt, etwa durch ein Kartenspiel/Brettspiel, das der Enkel gerne spielt, und hier auch mal eine Partie mit Vater und Opa einlegt, die aber nicht verstehen, worauf er hinaus will, ehe sie etwas mit eigenen Augen sehen. Manchmal muss man eben erst mit der Nase auf ein Problem gestoßen werden, um es zu begreifen.

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Beim letzten Punkt gibt es glücklicherweise keine Reibungspunkte mit den Familienmitgliedern, sondern es wird einfach völlig selbstverständlich und normal akzeptiert - so, wie es sein sollte. Viel zu oft gibt es dort in Fiktion Drama nur des Dramas willen und diese Charaktereigenschaft wird in „Strange World“ sehr natürlich eingebaut, was ich begrüße, auch wenn Disney wohl in einigen konservativen Märkten mit dem üblichen Gegenwind rechnen muss...

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Fazit

Die Konflikte zwischen den Figuren im Film „Strange World“ müssen natürlich sein, um etwas Drama zu erzeugen, aber als mündiger und älterer Zuschauer möchte man die Charaktere ab und an zur Vernunft bringen oder auf ihre vermeidbaren Fehler hinweisen. Junge Zuschauer werden so aber sicherlich mit familiären Situationen konfrontiert, die in Generationenhaushalten durchaus üblich sind. Und im Endeffekt legt Disney meistens Wert auf einen Arc und eine Lektion mit Happy End am Ende.

Sehr offensichtlich haben wir es hier mit einer Metapher für mehr Nachhaltigkeit, globale Erwärmung und das verantwortliche Nutzen von endlichen Ressourcen zu tun - und das verpackt in einen emotionalen, lebensbejahenden, witzigen, mitreißenden und sehenswerten Disney-Film, der mich schon wieder zu Tränen rühren konnte.

Zwar hat „Encanto“ (Filmkritik zu Encanto) im direkten Vergleich etwas die Nase vorn, war aber auch eine andere Art von Film mit mehr musikalischen Tendenzen. Bei „Strange World“ stimmt derweil niemand Songs an, dafür erleben die Charaktere aber epische Abenteuer, die man im Kino erleben sollte, bestenfalls als Familie mit Kindern.

Viereinhalb von fünf leuchtenden Energie-Orbs.

Hier schon mal der englische Special Look zum neuen Disney-Film „Strange World“:

Hier abschließend auch noch der neue deutsche Special Look zum Film „Strange World“:

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